Mittwoch, 7. April 2021

Harz: Von Herzberg nach Bad Sachsa

Harz: Der Süden

Diesen Abschnitt vom Harz sind wir in die entgegengesetzte Richtung gefahren, um Rückenwind zu haben. Also sind wir abermals in Herzberg gestartet. Ein Kiesweg führt dort durch ein Gewerbegebiet aus der Stadt hinaus und hält dann schnurgerade auf die Berge zu.

Dann überquert er eine Autobahn und führt gleich darauf nach rechts, neben der Autobahn entlang. Diese Autobahn sollte uns an jenem Tag ein hartnäckiger Begleiter sein: Sie tauchte einfach immer wieder auf.

Auf den drei Harzhügeln zwischen Scharzfeld und Barbis befinden sich drei besondere Sehenswürdigkeiten. Von der Straße ist es ein kurzer Fußmarsch auf die Hügel, wir haben aber alle drei Hügel zu einer längeren Wanderung verbunden. Zwischen den Hügeln führen Pfade aus raschelndem Laub auf und ab.
Scharzfelder Harzhügel Nr. 1 beinhaltet die Steinkirche. Dieser Hügel ist springt direkt ins Auge, weil fast keine Bäume darauf wachsen. Sehr ungewöhnlich im Harz.

Aus dem Gras schauen nämlich große Felsgebilde heraus, auf denen kein Baum Halt findet. Die Felsen bilden hohe Wände, Spalten, Löcher und kleine Höhlen zum Klettern und Erkunden.

Weiter hinten am Waldrand befindet sich die größte Höhle, die irgendwann zu einer Kirche ausgebaut wurde. Das ist die eigentliche Steinkirche. Als Kirche wird sie offenbar schon länger nicht mehr genutzt. Nur ein Kreuz und eine Kerze weisen auf die religiöse Bedeutung hin.

Scharzfelder Harzhügel beinhaltet die Einhornhöhle. Dort fand man einst Tierschädel, welche angeblich Einhörnern gehören sollten - tatsächlich handelte es sich jedoch um eine Bärenart. Führungen durch die Tropfsteinhöhle wurden leider gerade nicht angeboten.

Scharzfelder Harzhügel Nr. 3 beinhaltet die Burgruine Scharzfels. Sie scheint tatsächlich direkt aus dem Felsen gewachsen zu sein. Leider war die große, breite Treppe nach oben gesperrt.

Der Harzrundweg ist mit einer Hexe auf einem Fahrrad beschildert. Die Beschilderung ist allerdings relativ lückenhaft - außer in Scharzfeld auf dieser verhexten Kreuzung, da ist es eher zu viel des Guten. Hier hängen gleich drei Hexenschilder, die alle in verschiedene Richtungen weisen. Dennoch gelang es uns zunächst, den richtigen Weg zu finden.

Und dann geschah es, dass wir zum ersten Mal vom richtigen Weg abkamen. Zuerst führte der Radweg an einem Fluss namens Oder (der über die Ruhme in die Leine fließt) entlang und wurde immer wilder und schmaler...

...und dann war auf einmal Ende Gelände. Meine veraltete Karte stellte diese Ecke irgendwie ganz anders dar, als sie war. Zum einen zeigte sie ein abzweigendes Bahngleis, das gar nicht existierte. Vor allem sollte es aber einen Radweg unter den Gleisen hindurch geben. Davon war nichts zu sehen.
Vor uns: Wasser. Rechts: Wasser. Links: Mehrere Bahngleise, im Hintergrund der Turm eines Stellwerks, aus dem uns jemand misstrauisch beäugte. Die Gleise illegal überqueren war also definitiv keine Option.

Notgedrungen quetschten wir uns unter dieser Brücke durch. Auf der anderen Seite fanden wir nach wenigen Metern den richtigen Radweg. Leider blieb es nicht der einzige Verfahrensfehler an diesem Tag.

Doch zunächst einmal erreichten wir Barbis und schoben die Räder an der gesperrten Brücke am DämonenDomänenweg vorbei. Nach wenigen Sekunden erkannte ich: Hier war ich schon mal. Damals stieg ich am Bahnhof Barbis aus, um die Stadt Bad Lauterberg im Harz zu erkunden. Allerdings sagte mir Google Maps, bis nach Bad Lauterberg wäre es noch über eine Stunde Fußmarsch.
Bei den meisten Harzstädten kann man relativ eindeutig sagen, ob sie im oder nur am Harz liegen. Bad Lauterberg kann sich da aber nicht so richtig entscheiden und liegt so halb im Harz. Der Vorort Barbis mit dem Bahnhof liegt noch außerhalb der Berge, das Zentrum jedoch verbirgt sich schon in einem Tal, wo keine Bahn mehr hinfährt.

Nur meine alte Karte behauptet steif und fest, ein abzweigendes Bahngleis würde bis ins Ortszentrum im Tal fahren. Diese Bahnstrecke sieht inzwischen so aus.

Damals dachte ich mir: Naja, dann geh ich mal los. Oh, und Google schlägt eine Alternativstrecke vor, an irgendeiner blauen Linie, also einem Bach, das ist sicher schöner als an der großen Hauptstraße. Was soll ich sagen: Es war schöner. Wesentlich schöner. Der sogenannte Philosophenweg ist eigentlich sogar das Beste an Lauterberg. Das Flüsschen Oder, das uns Radfahrern eben den Weg abgeschnitten hat, zeigt sich hier von einer freundlicheren Seite.

Für Radfahrer ist der Philosophenweg allerdings nicht geeignet. Bei unserer Radtour sind wir also auf dem gepflasterten Radweg an der Hauptstraße entlanggesaust. Huhu, Autobahn! (Das ist nicht das letzte Mal, dass wir uns sehen!)

Und das ist das Zentrum von Bad Lauterberg. Es kuschelt sich in grüne Berge, welche aus Vulkanen entstanden sind. Zum Bergbau sind die nicht so geeignet.

Deshalb ist Lauterberg schon lange eine Kurstadt, also gibt es logischerweise einen Kurpark mit Fontänen, Statuen, Bänken und Büschen.

Ganz hinten im Tal liegt das Schwimmbad Vitamar. Dieses Bad möchte nicht überfüllt sein und wünscht daher keine Berichterstattung, die zu große Publicity bringt. Aber da dieser Blog ja nun nicht von soo vielen Menschen gelesen wird, schreibe ich hier trotzdem einfach mal: Dort gibt es die beste Wasserrutsche im Harz und eine der stärksten Wellenmaschinen Deutschlands.

Die eigentümliche Geographie von Bad Lauterberg hat für Radler, die um den Harz herumwollen, leider gewisse Nachteile. Es führt zwar ein Radweg komfortabel in das Tal hinein, doch wenn man wieder hinaus und weiter nach Osten möchte, hat man die Wahl, zurückzufahren und die stark befahrene Hauptstraße zu nehmen - oder man überwindet einige Bergrücken auf matschigen Waldwegen. Das ist das Besondere bei einer Radtour um ein Gebirge: Manchmal lässt es sich nicht vermeiden, auch in die Berge hineinzufahren. (Bei einer Tour um einen See hingegen ist es mir bislang noch nicht passiert, dass ich in den See hineinfahren musste.)

Okay, wir müssen also einen matschigen, steilen Waldweg aus Bad Lauterberg hinaus nehmen. An sich ja nicht so schlimm. Nur: Matschiger steiler Waldweg aus Bad Lauterberg ist nicht gleich matschiger steiler Waldweg aus Bad Lauterberg. Wir wählten die Abzweigung zum komplett falschen matschigen Waldweg.

Das wurde uns jedoch erst klar, als wir viel weiter oben waren und einer alten Bekannten begegneten: Der Autobahn. Der wir laut Karte eigentlich überhaupt nicht begegnen sollten. Und die laut Karte eigentlich auch erst in Planung und noch gar nicht fertiggestellt war. Wie alt ist diese Karte bitte?

Die folgenden Kilometer waren anstrengend. Sie boten allerdings auch einige schöne Ausblicke.
Wir irrten auf und ab, die Autobahn im Blick, mal auf Radwegen, aber meist auf größeren Straßen.

Hurra, mal wieder ein Radweg! Mist, schon zu Ende. Verdammt, wie kommen wir jetzt auf die Straße zurück? Dann schieben wir halt durch den Graben.

Erst am Glasmuseum in Steina stießen wir wieder auf den regulären Radweg.

Sodann stellten wir fest, das der qualitative Unterschied zwischen unserem Irrweg und dem regulären Radweg gar nicht mal so groß ist. Auf dieser Straße überquerten wir eine weitere Hügelkette.

Dann sausten wir die Hauptstraße von Bad Sachsa hinab. Bad Sachsa kuschelt sich ähnlich wie Lauterberg halb in ein Tal, allerdings nicht ganz so tief.

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