Sonntag, 29. März 2020

Seeburger See

März 2020 Die Blumen sprießen, die Sonne kommt heraus und der Frühling zeigt sich. Was macht man da? Richtig, zu Hause bleiben, denn Corona sagt nein.
Sport draußen ist erlaubt, aber die Bahn bittet, auf tagestouristische Aktivitäten zu verzichten und die Übernachtungsbetriebe haben zu. Auch wildes Zelten wird gerade vermutlich nicht gern gesehen. Für uns Radreisende heißt das: Wir können uns nur eine halbe Tagesetappe von zu Hause entfernen. Zum Glück haben wir ein neues Ziel in diesem Radius gefunden: Den Seeburger See. Man nennt ihn auch das Auge des Eichsfelds.
(Dieses Bild entstand auf der Mackenröder Spitze im Göttinger Stadtwald, im Hintergrund erhebt sich der Harz.)

8000 v. Chr. Unter der Erde löst sich ein Salzsteinlager aus der Zechsteinzeit auf, das Wasser transportiert das Salz ab. So entsteht ein Hohlraum, der einstürzt und sich mit Wasser füllt. Fertig ist der See! Das Wasser kommt aus dem Flüsschen Aue, das durch den See fließt. (Die Aue fließt dann wieder aus dem See raus und über die Suhle, die Hahle und die Rhume in die Leine.)


1958 Heinz Ehrhard dreht hier eine Filmszene.

1973 Der See und ein großer Teil des Ufers werden Naturschutzgebiet. Im Naturfreibad darf man nach wie vor baden (außer Corona sagt nein), auch Segeln bleibt in bestimmten Bereichen erlaubt.


2007 Die Aale im See sterben massenhaft. Die Landwirtschaft leitet nämlich zu viele Nährstoffe ins Flüsschen Aue, die in den See gelangen. So blühen die Blaualgen und es sterben die Fische.

2014 Das ist nicht das einzige Problem: Der Schlamm und die Nährstoffe aus der Landwirtschaft lassen den See verlanden. Um das zumindest zu verlangsamen, werden Querriegel und Rückhaltebecken installiert.

2020 Wir fahren schnell zum See, bevor er komplett verlandet.

11:10 Wir brechen auf. Die Fahrt zum See ist mit ca. 20 Kilometern weitaus länger als der See-Rundweg. Wir folgen Landstraßen, die teilweise von Radwegen begleitet werden. Der Gegenwind verlängert die Fahrt um eine Stunde.

13:45, Seeburg Wir erreichen Seeburg am Seeburger See. Es besteht aus weißen Dorfhäuschen (ein paar mit Fachwerk), braunen Kühen und einer Kirche. Ein düsterer Schieferturm (also nicht schief, sondern mit Schiefer gedeckt) ragt empor. Die Steine sind ebenso rotbraun wie die Felsformationen, an denen wir auf dem Hinweg vorbeigekommen sind. Damals wurde eben noch Baumaterial aus der Region verwendet.


13:53 Wir wenden uns nach rechts und umrunden zuerst die südliche Hälfte.

13:54 Da ist ja der See! Und dort steht eine Bank, ideal für eine Mittagspause. Da jedes Restaurant geschlossen ist, kümmern wir uns selbst um unsere Versorgung. Bereits mit dem vierten Streichholz bringen wir den Campingkocher in Gang und erwärmen uns die berühmte Göttinger Indonesia-Suppe mit dem Slogan Dafür stehen Sie sogar nachts auf!

14:37 Mittagspause erfolgreich abgeschlossen, es geht weiter. Der See (das Auge des Eichsfelds) ist rundherum mit beigefarbenem Schilf bewachsen (den Wimpern des Eichsfelds). Wir fahren auf einer wunderbaren Allee (den Augenbrauen des Eichsfelds) für Radler und Fußgänger. Letzteren müssen wir ab und zu ausweichen - natürlich mit 1,5 Meter Abstand.


14:45, Bernshausen Wir passieren den anderen Ort am Seeburger See. Der Weg verläuft zwischen kleinen Tierweiden hindurch. Dort fließt die Aue wieder aus dem See heraus.


14:48 Zu unserer Linken befindet sich der hochfrequentierte Segelclub von Bernshausen. Auf der Wiese ist genau ein Segelboot zu sehen.


14:49 Wir durchqueren einen pieksigen Pflanzentunnel.


14:54 Wir fahren nun entlang der Straße und nähern uns schon dem Ziel. Der See-Rundweg ist nur ca. 5 Kilometer lang. Der See ist auch nur 1,2 Kilometer breit und maximal 3,5 Meter tief. Damit ist schon das größte natürliche Gewässer in Südniedersachsen. Baggerseen gibt es in hier haufenweise, aber natürliche Seen sind Mangelware.


14:59, Seeburg Wir verlassen die Straße wieder. Seeburg begrüßt uns mit modernen Reiterhöfen.

15:03 Zum Schluss sehen wir noch den touristischen Hotspot am Seeufer. Hier fließt die Aue in den See, hier stehen das geschlossene Naturfreibad und ein geschlossenes Restaurant mit grünblauem Dach. Auf den Bänken sitzen einige Leute. Seltsamerweise erklingt aus einem Lautsprecher an der Tür Musik.
Auf dem See schwimmt das Alte Badehaus. Es hat ein schönes Schilfdach. Wie ich dem Schild Rettet das alte Badehaus! entnehme, muss das Alte Badehaus gerettet werden.


15:05 Zum Abschied fahren wir ein Stück auf den See. Ein langer Steg führt auf das Wasser. Die Welt ist blau und friedlich.


15:09 Fazit: Der Seeburger See ist eine wunderschöne Mini-Version vom Steinhuder Meer, auch wenn seine Wasserqualität nicht so gut ist. Die Seen sehen sich nicht nur ähnlich, dort leben und rasten auch zahlreiche Vögel.
Wir entdecken dort eine schneeweiße Ente. Ein Albino, eine besondere Art oder eine Kreuzung mit einem Schwaan? Die Hinweistafeln zu den Vögeln verraten es uns leider nicht.


17:10 Wir sind wieder zu Hause.